Ich wünsche mir Zeit!

Eine Millionen Lichter strahlen. Foto: Maike Steuer
Eine Millionen Lichter strahlen. Foto: Maike Steuer

Für mich beginnt gerade die schönste Zeit des Jahres. Ich liebe die Wochen vor Weihnachten mit allem, was dazu gehört. Nur das mit dem Wunschzettel schreiben wird mit jedem Jahr irgendwie immer schwerer. 

Als Kind konnte ich nie verstehen, wieso es den Großen so schwer fiel, ihren Wunschzettel zu basteln oder von mir aus auch zu schreiben. Es gab doch tausend tolle Dinge, die vom Taschengeld unbezahlbar waren, sodass man seine ganze Hoffnung in das Wohlwollen des Christkinds legen musste. Genauso kurios fand ich, wie entspannt die Erwachsenen an Heiligabend selbst blieben. Mal ehrlich, da stand die große Bescherung unmittelbar bevor, die Aufregung kribbelte durch meinen Körper wie Sprudelwasser und dann wollten die nachmittags erst noch ne Runde spazieren gehen... Hallo??? Ich konnte doch nicht einfach weg, denn insgeheim erhoffte ich mir, das Christkind bei seiner Ankunft beobachten zu können. Wie es ins Haus flatterte in seinem wunderhübsch schimmernden Kleid, den riesen Berg Geschenke mühelos geschultert. (Ihr könnt ggf. nachvollziehen, dass die Physik noch nie eine große Rolle in meinem Leben spielte ;-). Aber nichts da, Mama und Papa wollten noch ein bisschen frische Luft schnappen und wir mussten mit. Ist doch schön... 

Oh du schöne Weihnachtszeit

Inzwischen bin ich groß und schlüpfe seit nunmehr drei Jahren mit wachsender Begeisterung in die Rolle des Christkindes für meinen Sohnemann. Wobei sich ihm immer noch nicht die Zusammenhänge erschließen zwischen "Weihnachten" und "Geschenke wünschen". Oder welche Rolle Weihnachtsmann und Christkind dabei spielen. Er freut sich einfach über die vielen Lämpchen überall, die Karussells in der Innenstadt und in der Osthalle des Hauptbahnhofs und das es grad öfters Kräppelchen gibt ;-). So sehr mich das heranrasende Jahresende immer wieder erschreckt, so sehr genieße ich die Adventszeit mit allem, was dazu gehört. Durch Oskar intensiviert sich das Ganze nur noch, denn durch ihn betrachte ich die Dinge genauer, mache ihn auf Kleinigkeiten aufmerksam, betrachte, erkläre und ja, dieses Jahr renne ich auch mal über den Weihnachtsmarkt gemäß dem unbändigen Energielevel meines Wildfangs. Buden angucken? Och nö, bei so vielen Leuten können wir doch wunderbar verstecken spielen.... Yeah...

Ob ihr´s glaubt oder nicht, ich träume seit Jahren davon, genau so eine eine Bude auf dem Markt zu kapern, damit ich jeden einzelnen Tag mittendrin genießen kann. Wenn ich mich direkt im Januar 2017 bewerbe, müsste es doch spätestens zu Oskars Volljährigkeit damit klappen, oder?

 

Womit wir beim leidigen wünschen wären. Ich weiß gar nicht, wann genau es angefangen hat, dass die Dinge, die ich gern hätte, unkäuflich wurden. Ich mein, ja klar isses schick, wenn man mal ein neues Buch geschenkt bekommt oder ein kostspieliges Parfum, Karten für ein Event oder einen Gutschein für die nächste Shopping Tour. Aber ganz ehrlich: Ich könnte auch ohne. Denn was ich mir wirklich wünsche, sind Zeit und Liebe. 

Zeit und Liebe

Zeit für Herzensprojekte, die nicht zwangsläufig etwas mit meiner Arbeit zu tun haben. Zeit für mich, denn so sehr ich meinen Sohn liebe und alles für ihn geben würde, je nach Tagesform vermisse ich den Luxus, mich einfach  mal nur treiben lassen zu können, stundenlang in einem Café die Leute zu beobachten oder den ganzen Tag im Bett zu verbringen, weil mir grad danach ist.

Und auch mit der Liebe ist das eine verzwickte Kiste - besonders in der gefühlsduseligen Adventszeit. Ich kann mich noch sehr gut an die erste Weihnachtszeit mit Oskar erinnern. Gerade zurück in Deutschland, mein Os noch ein kleines Zwergi, ich noch völlig geflasht vom Hormonchaos und der Tatsache jetzt Mutter zu sein und dann überall diese romantische Stimmung, Millionen Lämpchen und glücklichen Pärchen. Das war hart und mehr als ein Mal stand mir das Pippi in den Augen. Dabei war ich nicht wirklich unglücklich mit meinem Leben, nur nicht einverstanden mit der Einsamkeit. Und daran hat sich nichts geändert. Aber du hast doch den wunderbarsten Jungen auf dem Planeten, mag jetzt mancher einwerfen, wie kannst du dich da einsam fühlen? Ist doch Action in der Hütte. Stimmt und auch wieder nicht, denn so lieb ich ihn habe, er ist nicht mein Liebhaber, mein Sparringspartner auf Augenhöhe, der Ritter auf dem Einhorn,- sorry, ich schweife ab -, sondern "nur" mein Sohn. Bitte schleppt mir jetzt nicht diese "Traummann"-Backform an. Die besitze ich tatsächlich bereits seit Jahren (weil ich darüber zu Studi-Zeiten einen launischen Artikel geschrieben habe), aber als dem Backen und Kochen zugeneigte, bin ich durchaus an funktionierenden "Rezepten" interessiert, wie frau den richtigen Mann findet! Und nur den ;-).

 

So oder so wünsche ich euch auf jeden Fall einen besinnlichen ersten Advent mit euren Lieben und hoffe, dass ihr genug Zeit habt, sie euch im Zweifel einfach nehmt bzw. bei einem gemütlichen Glühwein findet, um diese magischen Wochen zu genießen.